300 Jahre Markgrafenkirche Wald
Die Kirchengemeinde Wald hatte am 6./7.Juli 2024 viel zu feiern: 300 Jahre Markgrafenkirche St. Martin und Ägidius zu Wald, 50 Jahre Chorleitung von Gerhard Herrmann, 30 Jahre Walder Kochbuch und 20 Jahre Hermann-von-Bezzel-Stiftung Wald. Zum großen Gemeindefest hatte die Kirchengemeinde herzlich eingeladen. Am Sonntag begann um 10 Uhr in der Kirche der Festgottesdienst, der vom Posaunenchor Wald, dem Männergesangverein Wald-Streudorf und dem Kirchenchor Wald mitgestaltet wurde. Regionalbischöfin Gisela Bornowski hielt die Festpredigt. Anschließend waren alle Gäste zur Feier in den Gutshof der Familie von Falkenhausen eingeladen. Dort gab es eine sehr schöne Darbietung der Walder Kindergartenkinder, eine Spielstraße vom Kiga-Team, Wasserspiele der FW Wald, Mittagessen, Kaffeetrinken, gute Unterhaltung durch die Walder Dorfmusik und ein Überraschungsprogramm für alle Kinder mit Unterstützung durch die Hermann-von-Bezzel-Stiftung. Um 19.30 Uhr fand ein Konzert im Rahmen der Klangvollen Sommerabende in der Kirche in Wald statt, in dem vier Musiker sehr ansprechende Barocke Kammermusik präsentierten als „Geburtstagsständchen“ für die Kirche.
Zur Geschichte der Markgrafenkirche St. Martin & Agidius zu Wald
Um 750 entstand an diesem Ort eine Kapelle, die dem hl. Martin geweiht wurde. 1100 wurde eine neue Kirche gebaut. Als zweiten Schutzpatron wählte man den heiligen Ägidius. Im Jahre 1298 wurde die Pfarrei Wald erstmals urkundlich erwähnt. Die Reformation führte man in Wald bereits 1527/28 ein. Im 30-jährigen Krieg wurde die Kirche zerstört. Erst 1722 bis 1724 erbaute der markgräfliche Hofbaumeister Karl Friedrich von Zocha im Auftrag des Markgrafen Karl Wilhelm Friedrich die jetzige Kirche unter Beibehaltung der alten Turmfundamente. Das Bauwerk ist in seinem Stil vom aufkommenden Klassizismus geprägt und kreuzförmig angelegt. Der spät-gotische Turm im Osten wurde dreigeschossig aus Hausteinquadern gebaut. Die Spitzbogenfenster ziert ein Maßwerk mit Pässen und Fischblasen. Das Turmdach bildet einen kantigen Spitzhelm. Vier Glocken ertönen vom Turm und laden jeden Sonntag ein zum Gottesdienst. Im Turm befindet sich unten die Sakristei. 1928 wurde der westliche 7,5m lange Teil angebaut. Besonders schön ist die klassizistisch geprägte Westfassade mit dem Eingangsportal, dem großen Rundbogenfenster und den beiden geschwungenen Steintreppen.
Im Innenraum ist bei Kanzel, Altar, Orgelprospekt und dem Taufstein der Einfluss des Barock festzustellen. Durch die Strenge des Baustils mit seinen klaren Linien und seiner Symmetrie entsteht eine schlichte, meditative Stimmung im Gotteshaus. Der sogenannte ,,Markgräfliche Baustil“ versucht den Besonderheiten des evangelischen Glaubens entgegenzukommen. Im Mittelpunkt des Gotteshauses steht der so genannte Kanzelaltar. In der protestantischen Kirche wird das Wort Gottes in den Vordergrund gerückt. Auf dem Kanzeldach steht eine Christusfigur als guter Hirte. Das Altarbild stellt dar, wie der auferstandene Christus den Jüngern begegnet. Es kann mit dem Altarbild in der Sakristei ausgewechselt werden. Rechts neben dem Altar findet sich der barocke Taufstein in Form einer von einer Putte getragenen Schale. Er wurde wegen der Stiftung eines neuen Taufsteines um die Jahrhundertwende von der Mitte nach rechts versetzt. Über der Kanzel befindet sich die Orgel. Im Jahr 2002 wurde die alte Orgel aus dem Jahr 1909, erbaut von der Fa. G.F. Steinmeyer aus Oettingen, ersetzt durch eine neue. Bauherr ist die Fa. Plum, Marbach. Das historische Orgelgehäuse mit dem Orgelprospekt blieb dabei erhalten. Den quadrati-schen Mittelraum überspannt ein Kreuzgewölbe. Westlich, nördlich und südlich schließen sich durch Rundbögen getrennte Seitenarme mit Emporen an. Dort stehen Figuren des heiligen Laurentius und des Eichstätter Bischofs Willibald. Oberhalb des Hauptportals befindet sich die Fürstenloge der Familie von Falkenhausen, die ihren Wohnsitz im Schloss neben der Kirche hat. Oben an der Glastrennwand befindet sich ein Falke, das Wappenbild des Adelsgeschlechts der freiherrlichen Familie von Falkenhausen, die über Jahrhunderte das Patronat über die Kirche in Wald innehatte.
30 Jahre Kochbuch und 20 Jahre Hermann-von-Bezzel-Stiftung
1993 sollte der Kindergarten Wald um eine zweite Gruppe erweitert werden. Um den Umbau finanzieren zu können, wurde das Projekt „Walder Kochbuch“ gestartet. Die Frau des damaligen Ortspfarrers übernahm die Organisation. Schon beim ersten Kochbuch stellten rund 80 Frauen Rezepte zur Verfügung. Pfarrer Wagner gab dem Kochbuch den Titel: „Das Erfolgsrezept – 300 Schmankerl vom Altmühlsee“. Von Hand wurden die 160 Blätter eines Buches zusammensortiert. Dazu wurde auch der Kindergarten mit einbezogen. Am 27. Juli 1994 wurde es in der Sparkasse Gunzenhausen für die Presse vorgestellt. Das Erfolgsrezept konnte nun in der ganzen Region verkauft werden und wurde mit 10.000 Exemplaren ein großer Erfolg. 1997 wurde bereits das zweite Kochbuch erstellt und rund 7000 mal verkauft.
Als 2003 der Pfarrsitz in Wald auf der Kippe stand, wurde die „Herrmann- von-Bezzel-Stiftung Wald“ ins Leben gerufen. 25.2.2004 wurde sie als „kirchliche Stiftung öffentlichen Rechts“ anerkannt. Die Rücklagen aus dem Kochbuchverkauf bildeten den Grundstock. Die jährlichen Erträge werden zur Unterstützung der diakonischen Aufgaben der Kirchengemeinde verwendet, insbesondere für die Kinder- und Jugendarbeit. Dem Vorstand der Stiftung gehören gemäß Satzung an: Ortspfarrer, Kirchenpfleger, Kindergartenleitung, ein Mitglied des Kirchenvorstandes und ein berufenes Mitglied. Sie treffen sich jedes Jahr zu Sitzungen, um den Haushalt zu beschließen und Aktionen zu planen, z.B. die „Apfelkuchenaktion“ an der Kirchweih. Herzlichen Dank!
Auf Ihr Kommen freut sich der Kirchenvorstand Wald und
Pfarrer Daniel Kelber